Sind 500 Euro gut investiert bei fester Zahnspange für die zusätzlichen Kosten durch Brackets und Bögen?

Frage von Herrn M.:
Guten Tag,
mein Sohn bekommt in Kürze seine feste Spange. Seine Kieferorthopädin hat mich schon mal vorgewarnt: das Kassengestell sei nicht ausreichend, besser sei es andere Brackets und einen Bogen aus Glasfaser/Kunststoff zu verwenden. Alles bewährt aus der Praxis. Ich müsse mich da auf 500 € einstellen.
Das ist viel Geld. Kann man dazu eine Grundmeinung haben, gibt es Vorteile gegenüber den verschiedenen Materialien? Ich sehe das Metall als pflegeleichter. Ich werde mich auf jeden Fall mit der KO beraten, möchte aber vorweg doch eine andere Meinung hören. Kann man das so pauschal machen?
Ich bedanke mich für das offene Ohr.
Mit freundlichen Grüßen M.

Antwort Dr. Weber:
Sehr geehrter Herr M.,
die Kosten für die besten Apparaturen bei Ihrem Sohn lassen sich natürlich nur sehr individuell bestimmen.
Grundsätzlich möchte ich Ihnen aber zwei Punkte zum Nachdenken mit auf den Weg geben.

Wenn es um die Kosten geht findet sich der Patient sehr schnell in einem weiten Feld von mehr oder weniger gut gemeinten Ratgebern wieder: Ärzte (mit oder ohne finanziellem Eigeninteresse), Krankenkassen (von denen einige so tun als wäre sämtlicher Luxus bei Ihnen mit versichert und andere die Ihrem Kunden Listen mit nicht versicherten Leistungen mit auf den Weg geben), Politiker und Verbraucherstellen usw. Wem kann man da vertrauen? Eine mögliche Antwort ist vielleicht die Wissenschaft und Hochschule. Universitätsprofessoren stehen nicht unbedingt im Verdacht Patienten das Geld aus der Tasche ziehen zu wollen. Immerhin sind viele von Ihnen auf Lebzeiten als Staatsdiener abgesichert und viele von Ihnen behandeln Kassenpatienten gar nicht selbst. Zuzahlungen für dies und das sind deutschlandweit im Einsatz seit einer großen Reform 2003/2004. Damals äußerte sich die Wissenschaft zum geplanten Vorhaben sehr kritisch (hier ist der gesamte Text). Diese Abwertung bedeutete zum damaligen Zeitpunkt eine Kürzung nicht nur in der Geldsumme, sondern auch eine Einschränkung der für Kassenversicherte möglichen Leistungen. Die Summe alleine hierfür liegt in der Regel deutlich über 500 Euro. Neuerungen seit 2004 sind dabei noch nicht einmal bedacht! Sie sind zu keiner Zuzahlung verpflichtet, die Auswirkungen dieser Kürzungen treffen Sie dann aber im schlimmsten Fall im vollen Umfang.

Bracketpreise variieren von 50 Cent bis zu 150 Euro pro Stück (bei in der Regel 20 bis 28 Zähnen). Aber diese Betrachtung bezieht sich rein auf Materialpreise der Brackets. Hat Ihre Kieferorthopädin über verschiedene Systeme gesprochen? Wirkungsweisen? Behandlungsziele? Dort sehen wir in der Regel den weit wichtigeren Bedarf im Gespräch mit den Eltern und dem Patienten. Deshalb führen wir auch immer mindestens 3-4 verschiedene Bracketsysteme (Kosten im Bereich von ca. 10-40 Euro für die von den Eltern am häufigsten gewählten Systeme) in der Praxis, damit je nach Behandlungssituation (dazu gehört wie von Ihnen auch richtig erwähnt die Pflege!) eine geeignete Apparatur ausgesucht werden kann. Aber: die Apparatur ist immer nur ein Werkzeug! Dieses muß sich in ein Gesamtgefüge einpassen, sonst nützt es nichts oder schadet gar! Ich würde daher nur Geld in die Hand nehmen für eine Behandlung und Materialien, die mir völlig klar gemacht werden konnte.

Viel Erfolg und ein hoffentlich klärendes Gespräch in Ihrer Fachzahnarztpraxis
Ihr
Dr. Joachim Weber

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