Hat die Kieferorthopädie Alternativen zur Maske nach Professor Delaire?

Frage von Familie T.S.:

Bei meinem Sohn(11 Jahre) ist der Oberkiefer zu klein und schmal und der Unterkiefer zu stark ausgeprägt. Nun soll er erst mal eine Spange bekommen, die den Oberkiefer weiten soll und danach ein Gestell, das den Oberkiefer noch vorne zieht und dabei den Unterkiefer nach hinten schiebt ( Tragezeit 14 Std. täglich)! Gibt es zu diesem Gestell eine Alternative?

Antwort Dr. Weber:

Das Bild Unterkiefer vor Oberkiefer kann durch drei Komponenten entstehen:

1. Der Oberkiefer ist zu schmal (Breite) und vor allem zu kurz (Länge) und überragt dadurch nicht den Unterkiefer. Der Oberkiefer ist gleichzeitig der Nasenboden. Wir screenen bei Patienten mit dieser Knochenanomalie daher routinemäßig auf Atemprobleme, insbesondere in der Nacht (Apnoe).

2. Der Unterkiefer ist größer als der Oberkiefer (Fachbegriff Progenie). Hier ist häufig eine genetische Komponente im Spiel. In manchen Fällen wächst der Unterkiefer lebenslang weiter, selbst wenn er chirurgisch verkleinert wurde.

3. Ungünstige Zahnkippungen führen zu einem Vorstehen der unteren Zähne vor die obere Zahnreihe, ohne dass die Kieferknochen massiv falsch stehen.

Kombinationen aus 1-3 sind natürlich möglich und sind auch wahrscheinlich.

Ihre Beschreibung klingt nach einer Kombination aus viel „1“ und ein wenig „2“. Der kleine Oberkiefer ist am günstigsten im Alter bis von 5 bis 8 Jahren zu behandeln, danach wird es sehr viel schwerer. Maßgeblich ist hier aber immer auch das Ausmaß der Anomalie. Insofern gibt es bei einer leichten Form vielleicht die Möglichkeit ohne die Maske (ich denke gemeint ist die Delaire-Maske) zu arbeiten, bei einer schwereren Form ist die Tragezeit von 14 Stunden vielleicht schon zu wenig, wenn man einen chirurgischen Eingriff vermeiden will.

Der Maskenzug kann in geeigneten Fällen im Mund versteckt werden. Dazu müssen aber kleine Zuganker an festen Zahnspangen oder direkt am Knochen (Mini-Implantatplatten) befestigt werden.

Der Druck der Apparaturen führt zu einem (gewollten) Druck auf die Wachstumszonen der Kiefergelenkköpfchen. Es erscheint uns (nach Massgabe der wissenschaftlichen Gesellschaften) ratsam die Gelenkköpfe vorab auf gegebenenfalls bestehende Vorschäden zu untersuchen.

Viel Kraft und Erfolg bei dieser schwierigen Behandlung
wünscht Ihnen Ihr

Dr. Joachim Weber

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